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Nicole Martín Medina

Gestora Cultural – Abogada/MBA

Warum sitzen die Musiker in einem Orchester so, wie sie sitzen?

Die Wissenschaft, die hinter der Sitzordnung

in einem Sinfonieorchester steckt

La colocación de los asientos de una orquesta sinfónica
Foto: Sabrina Ceballos, OFGC, ABO 13, Speilzeit 2022/2023, AAK

 

Wir alle haben schon davor gehört, dass ein Symphonieorchester eine Organisation mit einer strengen Hierarchie ist, in der ein musikalischer Direktor die Musiker so führt, dass die Musik Zusammenhalt und Leben erhält und unsere tiefsten Gefühle hervorruft. In den meisten Fällen kann man sagen, dass ein Orchester nicht gerade ein Beispielfall eines demokratischen Gefüges ist, sondern ein System mit starren Regeln und rigiden Normen.

Sobald es auf die Bühne oder in den Orchestergraben geht, ist die Grundlage für das reibungslose Funktionieren dieses bis ins kleinste Detail organisierten Systems der Sitzordnung des Symphonieorchesters. Interessanterweise richtet sich die Platzierung der Musiker und ihrer Instrumente nicht nach Rangordnungen oder Über- und Unterordnungsvorstellungen, sondern nach räumlichen Erfordernissen und Gründen der klanglichen Logik. Natürlich wählen die Musiker ihren Platz nicht selbst, sondern er wird ihnen vorher je nach dem zu spielenden Werk zugewiesen.

Historisch gesehen bestand ein Orchester im 18. Jahrhundert aus etwa 40 Instrumentalisten. Im Laufe der Jahrhunderte sind die Orchester jedoch gewachsen. Im 19. Jahrhundert waren es 60 und im 20. Jahrhundert bis zu 110 Instrumente.

Am Anfang bestanden Orchester nur aus Streichern, einigen Holzbläsern und Schlaginstrumenten. Als sich die Blasinstrumente und das Schlagzeug weiterentwickelten, wurden sie größer und lauter. Flöten wechselten irgendwann von den Holzbläsern zu den Blechbläsern und alle wurden lauter und lauter. Nach und nach kamen Instrumente wie die Trompeten hinzu, die ihren Ursprung in der Militärmusik haben. Automatisch musste die Anzahl der Streicher erhöht werden, um das klangliche Gleichgewicht der Gesamtgruppe zu erhalten.

Die Anzahl der Musiker pro Sektion und/oder Streicher hängt vom jeweiligen Werk ab und wird durch die Partitur oder den Dirigenten festgelegt. Zunächst wird die Anzahl der Streichinstrumente festgelegt – in der Regel 14/12/10/8/6 – d.h. es wird bestimmt, ob es 12 oder 14 Geigen sein sollen und dann werden immer jeweils 2 für die anderen Streicher (Geigen II, Bratschen, Cellos und Bässe) abgezogen. Danach werden die Bläser festgelegt, normalerweise 2 bis 3 in jeder Gruppe. Schließlich kommen noch die Schläger dazu.

Sie alle müssen innerhalb des Orchesters, das in der Praxis einen großen Halbkreis bildet, richtig positioniert sein.

In einem heutigen Orchester muss man bis zu hundert Instrumente und Musiker integrieren, die sich in Lautstärke und Klangfarbe unterscheiden. Und das ist so kompliziert? Ja, das ist es.

Wenn man sich ein großes Mischpult mit Hunderten von Reglern vorstellt, kann man sich vielleicht vorstellen, wie wichtig es ist, jeden Stuhl und jedes Notenpult mit großer Sorgfalt und Kenntnis zu Akustik, der klassischen Musik und technischen Fragen zu positionieren. Denn ein Sinfonieorchester wird normalerweise weder verstärkt noch technisch aufgerüstet, noch benutzt es ein Mischpult.

Vereinfacht könnte man sagen, dass die klanglich sensibleren Instrumente weiter vorne, in der Nähe des Dirigenten, und die durchdringend lauten Instrumente hinten sitzen.

Außerdem sollte bei der Platzierung zwischen den zarten und den lauten Instrumenten berücksichtigt werden, dass der Dirigent für alle sichtbar bleibt und alle sich gegenseitig gut hören können.

Wenn es nur so einfach wäre!

Nun, so einfach ist das leider nicht! Hinter der Anordnung eines Orchesters steckt eine Wissenschaft für sich.

Aus der Sicht des Zuschauers sieht man einen Halbkreis oder eine Art Halbkreis aus Stühlen, Musikern und Instrumenten, der sich aus mehreren Ringen oder Reihen zusammensetzt. Die Musiker sind innerhalb dieser Ringe oder Reihen in Sektoren angeordnet. Die Anordnung der Musiker in Sektoren innerhalb eines Halbkreises wurde im 19. Jahrhundert eingeführt und wird dem italienischen Komponisten Gaetano Donizetti zugeschrieben. Später hat der französische Komponist Hector Berlioz die Anordnung der Instrumente neu geordnet, um ihren Klang zu harmonisieren.

Der erste Punkt, den es zu berücksichtigen gilt, ist eine biologische Tatsache: Es stellt sich heraus, dass unsere beiden Ohren Töne nicht auf die gleiche Weise verarbeiten. Jedes Ohr verstärkt einige Töne besser als andere und sendet deren Schwingungen zur Verarbeitung an die entsprechende Stelle im Gehirn.

Man kann sagen, dass unser rechtes Ohr Musikgeräusche besser verarbeitet, während unser linkes Ohr eher für Sprachgeräusche zuständig ist. Ebenso ist unser rechtes Ohr empfindlicher für hohe Töne als unser linkes Ohr. Mit anderen Worten: Wenn wir zwei Tonsätze hören – jeweils für ein Ohr – haben wir den Eindruck, dass die hohen Töne im rechten Ohr und die tiefen Töne im linken Ohr wiedergegeben werden.

Macht Sie das neugierig?

Falls Sie daran zweifeln, können Sie sich das folgende Video von Diana Deutsch anhören, die verschiedene Studien mit auditiven Täuschungen durchgeführt hat, die dieses Muster und die Tatsache belegen, dass Musiker auf der Bühne hohe Töne normalerweise mehr von der rechten Seite hören. Sie spricht von einem Vorteil des rechten Ohrs.

 

Es gibt zwei sehr interessante Artikel in englischer Sprache über den Vorteil des rechten Ohres, die ich sehr empfehlen kann:

https://brainsidea.wordpress.com/2013/03/28/the-biological-basis-of-orchestra-seating/

https://canadianaudiologist.ca/right-ear-advantage-history/

 

Ausgehend von den obigen Ausführungen halte ich es nun für völlig logisch, die hohen Instrumente und Stimmen rechts und die tiefen Stimmen links im Halbkreis zu platzieren (von der Position der Musiker aus gesehen, nicht vom Publikum). Mit anderen Worten: Die akustische Qualität wird weder für das Publikum noch für den Dirigenten berücksichtigt, sondern für die Ausführenden.

Ist das nicht interessant?

Aber wir machen weiter.

 

Halbkreis 1 Die Streicher

Die Streichinstrumente werden in den ersten Ring oder in die erste Reihe des Halbkreises gestellt. Die Streichinstrumente sind die Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässe. Sie bilden eine eigene Abteilung und bestimmen, je nachdem ob es sich um die traditionelle deutsch-europäische oder die moderne amerikanische Ordnung handelt.

 

  1. Deutsch-europäische oder antiphonische Ordnung

Die Streicher sind von links nach rechts (vom Publikum aus gesehen) in folgender Reihenfolge angeordnet: erste Geigen, Kontrabässe, Celli, Bratschen, zweite Geigen.

  1. Amerikanische Anordnung

Im Gegensatz zur europäischen Anordnung ist die so genannte amerikanische Formation von links nach rechts wie folgt angeordnet: erste Geigen, zweite Geigen, Bratschen, Kontrabässe und Celli. Die ersten und zweiten Violinen sind also in Blöcken nebeneinander angeordnet.

 

Die deutsch-europäische Aufteilung erleichtert die Interaktion zwischen der ersten und der zweiten Geige, die ein wesentlicher Bestandteil vieler Kompositionen ist. Wenn der Komponist diesen interaktiven Effekt gewollt hat, kann er in der deutschen Aufteilung prägnanter und identifizierbarer realisiert werden. Auch für Stereoaufnahmen, die den klanglichen Effekt zwischen erster und zweiter Geige erfordern, lässt er sich auf diese Weise ideal realisieren.

Andererseits mischt die amerikanische Aufstellung die Klangfarben viel besser, sofern dies von der jeweiligen Komposition gewünscht wird. Man kann sagen, dass die amerikanische Aufstellung eine homogenere Klangbalance schafft, weshalb sie sich gegenüber ihrem Gegner so sehr durchgesetzt hat.

Bevor man jedoch mit dem Aufstellen der Stühle beginnt, muss auch der verfügbare Platz auf der Bühne oder im Orchestergraben berücksichtigt werden. Denn es ist notwendig, den Bewegungsspielraum jedes Musikers zu berücksichtigen, d. h. den Raum, den er braucht, um das jeweilige Konzert mit körperlicher Ausdruckskraft zu spielen. Dieses Problem ist für Cellisten besonders akut, wenn die zweiten Geigen oder Bratschen ganz rechts (also in deutscher Reihenfolge) sitzen. Tatsächlich ist im Berufsalltag dieser Musiker immer wieder zu beobachten, dass sie mit ihren Kollegen um Zentimeter feilschen. Es ist einfach nie genug Platz.

Nicole Martín Medina - Warum sitzen die Musiker in einem Orchester so, wie sie sitzen?
Bild: Amerikanische Ordnung - Quelle: https://www.danzaballet.com/distribucion-de-una-orquesta-sinfonica/

 

Halbkreis 2 Die Holzblasinstrumente

Nachdem der erste Halbkreis der Streichinstrumente aufgebaut ist, werden die Stühle des zweiten Halbkreises der Holzblasinstrumente aufgestellt.

In der Regel werden zuerst die Begleitinstrumente aufgestellt (links vom Publikum), z.B. Klavier und Harfe, gefolgt von den Holzblasinstrumenten: zuerst die Klarinetten und Flöten und dann, in der Mitte, die Fagotte und Oboen. Danach folgen die Hörner und rechts von den Hörnern – und damit hinter den Celli – die Kontrabässe.

Oft werden die Hörner auch in die zweite Reihe gestellt, obwohl sie recht laut sind, aber da sie noch leiser sind als ihre anderen Blechbläserkollegen, wie die Trompeten oder Posaunen, kann man sie im zweiten Halbkreis sehen.

Sie haben vielleicht schon im vorigen Abschnitt bemerkt, dass die Grenzen im Halbkreis fließend sind und sich an jede Vorlage anpassen. Die Harfe zum Beispiel stellt ein ganz eigenes Problem dar. Offenbar passt die Harfe nirgendwo und in keine Gruppe wirklich rein, aber irgendwo muss sie ja hin. Da die Harfe in der Regel im gleichen Tonumfang wie die Saiteninstrumente spielt, wird sie direkt hinter den Geigen (je nach gewählter Reihenfolge an erster und/oder zweiter Stelle) und an erster Stelle im zweiten Halbkreis platziert.

Es sollte auch erwähnt werden, dass die Harfe in der Regel auf einem Podest steht, um besser hörbar zu sein und um dem Bedürfnis nach Sichtbarkeit zu entsprechen.

 

Halbkreis 3 Blechblasinstrumente

Nach den Holzbläsern und Hörnern folgen die Blechblasinstrumente, die bekanntlich zu den lautesten Instrumenten gehören. In der Regel stehen die Trompeten an erster Stelle, dann folgen Posaunen und Tuben.

Eine Trompete kann den dreihundertfachen Schalldruck einer Geige erzeugen. Das macht es leicht verständlich, was für ein Problem es für die Musiker ist, die direkt vor ihnen sitzen. Das ist einer der Gründe, warum Bläser oft auch auf Podesten sitzen. Sie müssen sehen und sichtbar sein, dürfen aber gleichzeitig die Ohren der vor ihnen sitzenden Musiker nicht betäuben. Manchmal werden, wenn nötig, auch Abschirmpanels verwendet, um die Ohren der Musiker in der zweiten Reihe zu schützen.

 

Halbkreis 4 – Die Gruppe der Schlagzeuger

Die Schlaginstrumente haben ihren Platz im Orchester immer im Hintergrund in einer zentralen Position. Der Hauptgrund dafür ist, dass sie den Rhythmus und das Tempo für die ganze Gruppe vorgeben und dass sich alle Solisten und Tuttis in dieser Position auf sie einstellen können. Aber es gibt noch weitere Gründe für diese Position.

Es ist zu bedenken, dass Schlagzeuger in der Regel nicht auf ein Instrument beschränkt sind und daher einen erheblichen Platzbedarf haben, um verschiedenste Schlaginstrumente aufstellen zu können, sie nach Bedarf einzusetzen und vor allem, um sich während des Konzerts zwischen ihnen bewegen zu können. Außerdem sind sie den Blechblasinstrumenten von der Lautstärke her fast ebenbürtig, manchmal sogar lauter, und müssen daher hinter ihnen platziert werden.

Nachdem alle Instrumente ihren Platz gefunden haben, muss je nach Orchester, Bühne oder Stück der Klang des Ensembles korrigiert werden.

Beim Zusammenspiel gibt es ein generelles Problem: In den hinteren Reihen verschwimmt der Klang aller, die Höhen können verschwinden oder die mittleren Töne des Klangspektrums gehen verloren. Dieses Problem, das sich noch verschärft, wenn der Chor hinter dem Orchester steht, lässt sich in der Regel mit einem einzigen technischen Hilfsmittel beheben: den Monitoren.

Am Ende bleibt nur noch, dem Direktor seinen Platz auf der Bühne in der Mitte des von den 4 Reihen gebildeten Halbkreises zu geben.

Die Vorstellung kann beginnen, der Vorhang geht auf!

 

Übrigens, wer ist für den richtigen Aufbau zuständig? Das ist die Aufgabe des Orchesterwarts, der einen eigenen Blogeintrag verdient.

Verpassen Sie ihn nicht!

 

Demnächst auf Nicos Blog: Der Orchesterwart.

 

Nicole Martín Medina

Las Palmas de Gran Canaria

August 2023

 

(Original auf Spanish/Übersetzung mit DeepL/Revision NMM)

 

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