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Nicole Martín Medina

Gestora Cultural – Abogada/MBA

Versuchen Sie bitte nicht, eine Dampfwalze an ein Sinfonieorchester zu verkaufen

Missverstandenes E-Mail-Marketing und andere gescheiterte Versuche der Kontaktaufnahme

 

Heute erhielt ich eine E-Mail von einem unbekannten Absender, der verkündete, dass E-Mail-Marketing nicht tot ist, sondern lebendiger denn je. Ich überlege einen Augenblick. Gleichzeitig schaue ich mir einige E-Mails an, die ich in letzter Zeit gesehen habe, und denke, dass es vielleicht nicht tot ist, aber ich würde auch nicht sagen, dass es in guter Verfassung ist. Zumindest nicht in der Art und Weise, wie E-Mail-Marketing für Künstlervertreter oder Künstler betrieben werden sollte. Persönlich halte ich das, was ich tagein, tagaus so zu sehen bekomme, für einen Weg zum sicheren Tod. Das heißt, direkt in den E-Mail-Papierkorb.

Lachend rede ich mir ein, dass ich recht habe, und damit habe ich eine neue Idee, über die ich schreiben kann.

Es ist schier unglaublich, wie viele Nachrichten und E-Mails von Künstlern und Künstlern oder Managern ich seit vielen Jahren aufgrund meiner Arbeit und meiner wachsenden Präsenz im Internet, meinen sozialen Netzwerken und meinem Blog bekomme. Einige haben die Absicht, sich bekannt zu machen, andere bitten um ein Interview oder einen Termin. Andere bieten ihre Produkte direkt zum Verkauf an. All das sind legitime Absichten. Jeder an Ihrer Stelle würde das Gleiche tun, aber hoffentlich auf eine andere Art und Weise.

Oft bekommt man 50 oder 100 Werbe-E-Mails pro Tag, was eine Vorauswahl notwendig macht, um Zeit für die wirklich wichtigen und dringenden Dinge zu haben. Selbst betrachte ich mich als ein technisches Profil im Kulturmanagement, daher würde ich also nie eine Meinung darüber abgeben, ob ein Vorschlag künstlerisch wertvoll ist oder nicht. Die Kriterien, die ich bei der Prüfung anwende, sind daher sowohl technischer als auch formaler Natur.

In den letzten Jahren habe ich so ziemlich alles von positiv zu negativ erhalten und ich weiß definitiv, dass ich nicht der Einzige bin, die alle Arten von Initiativkontaktaufnahmen erhält.  Genauso wenig bin ich die Einzige, die sie nach technisch-förmlichen Parametern bewertet und zu dem Schluss kommt, dass einige davon einfach nur schlecht sind. Mit anderen Worten: ab in den Papierkorb.

Bei all den Informationen, die es heute kostenlos zu digitalem Marketing und digitaler Kommunikation gibt, wundert es mich, dass im Kulturmanagement immer noch so viele Menschen vorhanden sind, die auf diese völlig ungeeignete Weise versuchen, den Markt zu erschließen, womöglich ohne großen Erfolg, und dabei ihre, meine und die Zeit meiner Kollegen vergeuden.

Es findet sich eine Menge Literatur darüber, wie man eine gute digitale oder klassische Marketingkampagne durchführt. Jedoch habe ich nur wenig darüber gelesen, was man nicht tun sollte.

Natürlich bin ich kein Marketingexperte. Es mag stimmen, dass ich mich während meiner Studien- und Ausbildungsphasen mehrfach mit Marketing beschäftigt, insbesondere mit dem digitalen Marketing, habe. Dennoch, was ich hier darlegen werde, sind eher Schlussfolgerungen, die ich aus meiner täglichen Erfahrung gezogen habe. Einiges von dem, was ich darlegen werde, ist so „hanebüchen“, dass man wohl kein Professor sein muss, um zu erkennen, dass dies nicht der richtige Weg sein kann.

In diesem neuen Eintrag geht es folglich darum, was man bitte nicht tun sollte, wenn man versucht, einen Künstlervertrag abzuschließen.

 

 

Präambel. Versuchen Sie nicht, einem Sinfonieorchester eine Dampfwalze zu verkaufen.

 

Lassen Sie uns diesen Artikel also damit beginnen, was ich für völligen Unsinn halte.  Damit wir jedem Leser schlagartig klar werden, worum es in diesem Artikel geht. 

Zum Beispiel: Ich erhalte wöchentlich Geschäfts- oder Verkaufsvorschläge, die uns, einem Sinfonieorchester, Folgendes anbieten:

  • E-Bikes (Was soll bitte ein E-Bike sein? Ein elektronisches Fahrrad?  – Wenn ich bei Google nachsehe, steht das „e“ in diesem Fall für das Wort „elektrisch“, nicht für „elektronisch“. Ah ja!)
  • Investitionsvorschläge an der Börse (d.h. einige beabsichtigen, uns Geld für unsere Wertpapiere anzubieten – Wie bitte? Im Falle einer Stiftung? [1]  Oder sie planen, uns als Investoren in Offshore-Projekte und andere seltsame Dinge anzuwerben[2] );
  • oder Schwermaschinen, die im Baugewerbe oder in der Industrie eingesetzt werden (Jetzt wirklich?).

 

No intentes vender una apisonadora a una orquesta sinfónica - Email marketing mal entendido y otros intentos fracasados de toma de contacto
Bild: Pixaby - dimitrisvetsikas1969

 

Es mag ja richtig sein, dass in einem Orchester oder in einem Theater bestimmte Maschinen auch für die Montage und den Transport verwendet werden, aber von da zu Bulldozern, Dampfwalzen und Traktoren?

Die einzige Erklärung, die mir einfällt, sind die E-Mail-Listen, die einige mehr oder weniger seriöse Unternehmen verkaufen, und die, wie Sie sehen können, sie keinen Pfennig wert sind. Die Segmentierung, die sie anbieten, ist zum Davonlaufen.

 

A. Wenn Sie jemanden als Mitarbeiter einer kulturellen Organisation oder eines Unternehmens kontaktieren

 

1. Bitte überprüfen Sie den Namen der Einrichtung, an die Sie schreiben.

Können Sie sich vorstellen, wie viele E-Mails ich schon erhalten habe, in denen der Name meines Orchesters falsch geschrieben war oder in denen wir mit einem anderen Orchester oder einer komplett anderen Organisation verwechselt wurden? Eine ganze Menge.

Die Verwechslung von Symphonieorchester oder Philharmonischem Orchester ist ein Standardfehler. Es gibt aber auch Symphonie- oder Philharmonievereine, regelmäßig mit den Orchestern verwechselt werden. Das ist ein bisschen so wie hier in Spanien, La Palma (die Insel), Las Palmas de Gran Canaria (die Stadt) und Palma de Mallorca (auch eine Stadt) verwechseln werden.

Wie auch immer, wenn ich eine E-Mail erhalte, die an ein Unternehmen gerichtet ist, für das ich nicht arbeite, lösche ich sie.

Na gut, ich bin normalerweise ein netter Mensch, und je Fall sehe, antworte ich manchmal und erkläre die Verwirrung, um damit weiterzuhelfen. Wenn dieser Fehler aber noch mit anderen zusammen begangen wird, dann ist mein Gedanke immer der gleiche: Papierkorb. Es gibt schlicht zu viele Mitteilungen, die jeden Tag in Massen eingehen, um sie alle beantworten zu können.

 

2. Überprüfen Sie die Namen der Personen, an die Sie sich wenden, und vergewissern Sie sich, dass sie zumindest noch in dem Unternehmen arbeiten, an das Sie schreiben.

Zweiter Punkt, den es zu vermeiden gilt: Personen, insbesondere Führungskräfte, anzusprechen, die schon seit Jahren nicht mehr in dem Unternehmen arbeiten, an das Sie schreiben. Positiv ausgedrückt, sollten Sie prüfen, ob die angesprochene Person ihre Position wirklich noch innehat, oder im Zweifel eine allgemeine Alternativanrede wählen.

Ich kann mir vorstellen, dass der Grund für solche Fehler ist, dass die Namen von Mitarbeitern auf einer Unternehmenswebsite veröffentlicht werden oder sogar, wenn es in der Vergangenheit einen direkten Kontakt gab. Der Absender hat sich die Kontakte dann irgendwann notiert und sie nie wieder überprüft.

Aber man kann keine Massen-E-Mails mit dem Autopiloten senden. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele Hunderte von E-Mails ich schon erhalten habe, die an Personen gerichtet waren, die seit zehn oder fünfzehn Jahren woanders arbeiten. Ein weiterer Grund, diese Schreiben auszusortieren. Wer sich nicht die Mühe macht, zu prüfen, ob die Adressaten noch im Unternehmen sind, zeigt mir ein großes Desinteresse an meiner Institution. Fall: Papierkorb.

 

3. Schicken Sie keine Angebote, die nicht mit dem künstlerischen Programm der Organisation übereinstimmen.

Dieser Punkt könnte ein Anhang zum ersten Punkt sein, aber ich sehe das doch ein wenig detaillierter. Hier geht es um künstlerische Vorschläge im weitesten Sinne, die aber auch nicht viel besser präsentiert sind. Der Unterschied ist, dass ich meistens etwas darüber lache, je nachdem.

Es geht hier um die Fälle, in denen künstlerische Vorschläge verschickt werden, ohne dass man sich die Website des Empfängerunternehmens oder dessen Spielzeit und Programm angesehen hat. Die zugesandten Angebote zeigen ein völliges Missverständnis der künstlerischen Ziele und Interessen des jeweiligen Unternehmens oder Orchesters.

Ein europaweit bekanntes Beispiel ist das Angebot der Alphorn-Konzerte. Und nein, so sollte man kein E-Mail-Marketing betreiben.

Woher weiß ich eigentlich, dass es ein europaweit bekanntes Beispiel ist? Indem ich Kaffeepausen auf Orchestermanagement-Kongressen mache.

Auf den letzten Kongressen, an denen ich in verschiedenen europäischen Ländern teilgenommen habe, haben wir unter Kollegen viel über genau dieses Thema gelacht. Wir alle hatten diesen künstlerischen Alphorn-Konzert-Vorschlag schon mehrmals erhalten. Und in manchen Fällen kam uns dieses Angebot so vor, als würden wir einen Chimbasso ohne weitere Erklärung einer Metzgerei schicken. Ich denke, Sie wissen, was ich damit meine.

Verstehen Sie mich aber auch nicht falsch. Es ist ein schöner und künstlerisch interessanter Vorschlag. Das Alphorn ist ein Instrument, das ich wegen seines besonderen Klangs schon immer sehr mochte, aber der Absender sollte sein Angebot nicht massenhaft an alle europäischen Orchester schicken, ohne zu prüfen, ob der Vorschlag zur künstlerischen Linie des Orchesters oder des Unternehmens passt, und, was noch schlimmer ist, es alle paar Monate ohne eine vorherige spezifische Segmentierung wiederholen.

Eine weitere E-Mail für den Papierkorb.

 

No intentes vender una apisonadora a una orquesta sinfónica Email marketing mal entendido y otros intentos fracasados de toma de contacto 2
Bild: Pixaby mklisch

 

4. Legen Sie keine Angebote vor, die in Bezug auf Größe, Budget usw. nicht zu dem Adressaten-Kulturunternehmen passen.

Während in Punkt drei die Nichtübereinstimmung des Angebots mit dem kontaktierten Unternehmen aus dessen Zielsetzung und Programmgestaltung resultiert, ist sie jetzt eher quantitativer als qualitativer Natur.

Es gibt insbesondere Künstler, die ganze Projekte schicken – die alle interessant und künstlerisch wertvoll sind -, ohne sich vorher über die logistischen und budgetären Möglichkeiten des Empfängers informiert zu haben.

Sie werden mir sagen, dass man darüber nicht wirklich Bescheid wissen kann, dass man diese Informationen erst in einem Interview oder bei einem Treffen erfahren muss. Der Einwand ist zwar nicht ganz unberechtigt, aber auch nicht ganz richtig, denn es ist nicht notwendig, vertrauliche Details zu kennen. Es ist notwendig, grob und in Zahlen ausgedrückt zu wissen, in welche Richtung sich ein Orchester oder eine Organisation künstlerisch bewegt.

Vor allem bei Orchestern, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden – was in Spanien die überwiegende Mehrheit ist -, gibt es gesetzlich vorgeschriebene Veröffentlichungen mit Informationen zur Transparenz und daher interessante wirtschaftlich-finanzielle Daten wie Jahresbudget, Anzahl der gespielten Konzerte, Anzahl der eingestellten Mitarbeiter … vielleicht sogar die Jahresabschlüsse mit all ihren wertvollen Informationen.

Die Übermittlung eines Projekts mit einem hypothetischen Budget, das für das Chicago Symphony Orchestra erstellt zu sein scheint, an ein lokales Orchester, das als privater Verein gegründet wurde und über ein nur begrenztes Budget verfügt, ist Zeitverschwendung. Achtung: Es ist dabei außerdem zu bedenken, dass die eingereichten Budgets aufgrund strategischer und logistischer Unzulänglichkeiten am Ende oft verdoppelt und verdreifacht werden. Mit anderen Worten, es kommt am Ende noch schlimmer.

Wieder einmal hat der Absender seine Hausaufgaben nicht gemacht und landet … wo? Genau: im Papierkorb.

 

5. Schicken Sie nicht einfach irgendetwas und nennen Sie es auch noch Lebenslauf.

Dieser Punkt ist ein weiteres großes Ärgernis für mich, weil es etwas ist, das so einfach ist, richtigzumachen. Da wir das Zeitalter der künstlichen Intelligenz erreicht haben, verstehe ich es immer weniger. Wie ist es möglich, dass so viele Leute in der Branche nicht wissen, wie man einen anständigen Lebenslauf schreibt, egal ob in Text- oder Tabellenform?

Was ich manchmal zu sehen bekomme, sind eine oder mehrere Seiten mit einem einzigen Textblock oder Absatz, zwei unübersichtliche Spalten, mit einer kaum lesbaren Schriftart, mit Zahlen, die manchmal in Zahlen und manchmal in Buchstaben geschrieben sind, ohne Hervorhebungen und strukturelle Ordnung: oft fehlt der akademische Hintergrund, die Berufserfahrung muss man suchen oder Ähnliches.

Hier sind zwei Fotos als symbolisches Beispiel, um Ihnen zu zeigen, was ich meine:

Lebenslauf im Textformat:

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Bild: Pixaby - analogicus

Tabellarischer Lebenslauf:

Nicole Martín Medina - Versuchen Sie bitte nicht, eine Dampfwalze an ein Sinfonieorchester zu verkaufen
Bild: Pixaby - terimakasih0

 

Heutzutage ist das altmodische Tabellenformat des Lebenslaufs in Word (fast) überholt, würde ich sagen. Er wurde durch digitale Layouts mit sichtbar attraktiven und dynamischen Tabellen ersetzt. In Zeiten von Canvas und Co. muss man schon etwas mehr können, als nur eine Liste ohne Überschrift zu erstellen.

Zu allem Überfluss stellen Sie sich jetzt noch vor, dass wir einen Lebenslauf ohne vollständige oder falsche Kontaktdaten bekommen. 

Papierkorb.

Das Internet ist voller Anleitungen und Artikeln darüber, wie man einen guten Lebenslauf schreibt, wie man ihn attraktiv gestaltet, damit er sich von den anderen Tausenden Lebensläufen, die wir erhalten, abhebt. Es ist gar nicht so schwierig, aber es kostet natürlich Zeit und Mühe, und ich stelle fest, dass viele Künstler diese Zeit nicht investieren und jahrelang das gleiche Dokument verwenden.

Im Falle von Musikern möchte ich übrigens noch hinzufügen, dass es in diesem Zusammenhang auch nicht wirklich ratsam ist, Home-Videos einzuschicken, auf denen wir im Badezimmer singen oder auf der Terrasse Cello spielen, mit dem dickbäuchigen Nachbarn beim Grillen im Hintergrund, egal, wie schön und talentiert wir spielen. OK?

Nein, ich übertreibe nicht. Ich erinnere mich sogar noch an den Namen des Absenders[3]

 

B. Durch Kontaktaufnahme über informelle, privatere Kanäle wie soziale Netzwerke, persönliche E-Mails usw.

 

Da die Popularität sozialer Netzwerke weiter zunimmt, werden immer mehr Kontakte über LinkedIn, Facebook, Instagram usw. geknüpft. So weit, so gut. Bei der Kontaktaufnahme über die Netzwerke gehen jedoch oft bestimmte Formalitäten und gewisse Förmlichkeiten verloren, mit denen wir normalerweise per Post oder E-Mail auf ein Unternehmen zugehen. Das ist grundsätzlich nicht weiter schlimm, denn es scheint, vereinfacht gesagt, gerade eine der Eigenschaften dieser Kommunikationsmittel zu sein.

Wenn jedoch die Kontaktaufnahme über soziale Netzwerke eher einem Flirtversuch gleicht, der einer Tinder-ähnlichen Plattform würdig ist, finde ich das persönlich nicht mehr lustig.

 

6. Verwechseln Sie bitte einen künstlerischen Vorschlag nicht mit einer Einladung zum Flirten

 Ich erhalte regelmäßig Nachrichten von Künstlern und sonstigen Personen, die ich nicht kenne und die mich in einem meiner sozialen Netzwerke finden, die im Stil von „Hallo, wie geht es dir?“ schreiben. Dann warten sie zunächst ab. Nur das. 

Die Zeit vergeht und sie schreiben wieder „Hallo, wie geht es dir?“ Vielleicht fügen sie dann noch hinzu: „Bist du um diese Zeit noch online?“ (das Problem ist nicht, dass ich um diese Uhrzeit online bin, das Problem ist, dass du mich um diese Zeit angeblich beruflich zu kontaktieren versuchst und dann auch noch mit solchem wagen Inhalt). 

Da man mir beigebracht hat, höflich und zuvorkommend zu sein, möchte ich etwas antworten, aber ich weiß nicht einmal, was. Wie soll ich darauf antworten, wenn es von einer Person kommt, die ich überhaupt nicht kenne?

Ich würde gerne sagen: „Da Sie hier hereinplatzen und quasi mit der Tür ins Haus fallen, da Sie mich online sehen, kommen Sie zur Sache und sagen Sie, was Sie wollen.“ Dann wüsste ich wenigstens, was ich sagen soll.

Zu oft habe ich mit etwas wie „Guten Abend, vielen Dank, dass Sie mich kontaktiert haben“ geantwortet, nur um eine dieser beiden Antworten zu erhalten, die ich mal vereinfacht darstelle als:

  • „Du hast aber schöne blaue Augen…“ Hilfe! Papierkorb. Kontakt blockiert.
  • Ein ausführlicher, meterlanger Monolog über irgendein Projekt, das sie mir anbieten wollen. Schlag mich tot.

Man könnte meinen, dass dies nur einzelne Beispiele sind, aber das ist nicht der Fall. Ich brauche mehr Zahlen, als ich Finger und Zehen am Körper habe, um die Fälle allein in den letzten zwei Jahren zu zählen.

 

7. Der Aufbau eines Geschäftsnetzes ist eine langfristige Aufgabe. Seien wir bitte nicht zu selbstsicher

Ich halte es auch nicht für ratsam, um einen Kontakt  zu bitten und, sobald man die „Zusage“ erhält, ohne weiteres Gespräch eine Predigt über seine Projekte, seine Fähigkeiten und seinen Wert als Künstler zu schicken. Dies könnte eine Variante von Punkt sechs sein.

In diesen Fällen frage ich mich, ob sich die Absender noch nie gefragt haben, warum der Adressat gerade ihr Angebot von den Tausenden lesen sollte. Es kommt dabei oftmals nicht einmal zu einem einleitenden Gespräch, in dem der Absender vielleicht gefragt wird, ob er das Angebot lesen möchte.

Soziale Medien funktionieren nur auf lange Sicht. Strategien im Stil von „kaum gehangen, schon gefangen“ funktionieren nicht und führen direkt zum Scheitern.

Digitale Beziehungen sollten zunächst ohne Hintergedanken geknüpft werden, so wie wir es in den alten Zeiten guter Freundschaften getan haben: Wir sind einfach aus gemeinsamen Interessen heraus in Kontakt getreten und aus Freude am Kennenlernen der anderen Person. Mit der Zeit ist es dann vielleicht irgendwann möglich, um etwas zu bitten und damit auch berücksichtigt zu werden.

In meinem Fall wird derjenige, der mich kurzerhand kontaktiert und mit Werbebotschaften bombardiert, sofort gelöscht. Und da bin ich nicht der Einzige.

In diesem Zusammenhang sollte ich auch erwähnen, dass es komplett unakzeptabel ist, wenn man eine unbekannte Person gleich bei der Kontaktaufnahme fragt, ob sie einem die Handynummer oder die E-Mail-Adresse eines Dritten (Arbeitskollege, Freund usw.) geben könnte. Mir fällt dabei immer die Kinnlade runter …

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Bild: Pixaby – geralt

 

Aber ja, auch das ist mir schon passiert.

 

C. Absolut verboten. Mit anderen Worten: Niemals!

 

Und schließlich die letzten drei No Goes – der englische Ausdruck für „verbotene Handlungen“ -, die für jede Situation gelten, sowohl für offizielle als auch für eher private Kontaktaufnahme:

 

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Bild: Cripi at Pixaby

8. Rechtschreibfehler und Tippfehler

So altmodisch es in digitalen Zeiten auch klingen mag, Zeiten in denen die Sprache auf Symbole, Emoticons, Abkürzungen und Hypogryphen reduziert ist: Wenn Ausländer wie ich es schaffen, anständig in einer Fremdsprache zu schreiben, kann ein gebürtiger Spanier nicht „haiga“ mit „haya“, „haber“ mit „a ver“, „B für burro“ mit „V für vac“ usw. verwechseln.

Ähnliche deutsche Beispiele sind: „weil“ mit „denn“ verwechseln, den Dativ statt des Genitivs bei Eigennamen benutzen („dem Stefan sein Pullover“) oder eben schlicht, nämlich mit H schreiben und dämlich sein. 

Ich weiß, dass ich manchmal Akzente vergesse zu schreiben oder auch mal einen Buchstabendreher im Text habe, und ich bin auch perfekt in der Lage, einen spanischen Subjuntivo komplett auszulassen, aber Sie werden nie erleben, dass ich „haber“ mit „a ver“ verwechsle oder Verben mit Vokalwechseln falsch konjugiere. Nee, geht gar nicht. 

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich beziehe mich hiermit nicht auf eine schnell mit zwei Fingern getippte WhatsApp-Nachricht zwischen Arbeitskollegen, Freunden oder Bekannten, sondern auf E-Mails, Briefe oder Kontakte über die verschiedenen Nachrichtenkanäle.

Wenn wir ein künstlerisches Angebot verschicken, sei es privat, über soziale Netzwerke oder über offizielle Firmenkanäle, muss es einwandfrei geschrieben sein. Zumindest in meinem Fall ist dies ein weiterer Grund, ein Angebot einfach direkt zu löschen. Prima, eine weitere E-Mail weniger, eine weitere, die in den Papierkorb wandert.

 

9. Undiscoled recipients

Ein weiterer meiner Lieblingsfehler, um den täglichen Nachrichtenstrom zu reduzieren, sind die Nachrichten, die an eine unbestimmte Gruppe von Empfängern gerichtet sind, d. h. die nicht angegebenen Empfänger oder die berühmten undisclosed recipients.

Wenn ich solche E-Mails bekomme, denke ich, dass die Nachricht wohl eher nicht für mich bestimmt ist. 

Wenn eine Nachricht oder E-Mail nicht persönlich adressiert ist, habe ich schlicht keine Zeit, sie zu lesen. 

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Bild: Maklay62 at Pixaby

Aber richtig schlimm wird es, wenn die nicht undisclosed recipients, die nicht genannte Empfänger, gerade das Gegenteil, nämlich genannt und disclosed sind. Das sind die Fälle, in denen der Absender Hunderte von E-Mail-Adressen kopiert hat, ohne sich um die Datenschutzrechte jedes einzelnen von ihnen zu kümmern.

Das ist mir erst letzte Woche wieder passiert.

Und plötzlich lese ich als Kulturmanager eines Orchesters die Korrespondenz  einer Bildungseinrichtung mit MediaMarkt. Halten Sie das für möglich?

Nein, ich habe die E-Mail natürlich nicht gelesen. Ich glaube nämlich nicht, dass es ein seriöses Angebot ist, oder anders ausgedrückt: Ich würde nicht mit jemandem eine vertragliche Beziehung eingehen wollen, der sich nicht im Geringsten um die Vertraulichkeit bei der Arbeit kümmert und sich so einen Schnitzer leistet. Ab in den Papierkorb.

Zu allem Überfluss handelte es sich in diesem Fall auch noch um eine Berufsschule, die Praktikumsplätze für ihre Schüler suchte. Ich konnte es nicht glauben, denn wenn es das ist, was den jungen Berufsschülern beigebracht wird, dann ist es kein Wunder, dass der Zugang zum Markt für junge Menschen unter 26 Jahren so kompliziert ist.

 

10. Hartnäckig nachhaken, ohne zu akzeptieren, dass Sie eine höfliche Absage bekommen haben.

Wenn ein Vorschlag am Ende den Filter passiert hat, ohne im Papierkorb zu landen, und gleichzeitig von mir beantwortet wurde – entweder, weil ich ihn an die betreffende Person weitergeleitet oder weil ich mich auf die eine oder andere Weise persönlich damit befasst habe -, wenn ich sogar mehrmals geantwortet und das Warum und Wie jeder Entscheidung erklärt habe, sollte ich erwarten können, dass ich akzeptiert und respektiert werde. Vor allem dann, wenn die Antwort negativ ausfiel. Man muss wissen, wie man eine solche Ablehnung akzeptiert und nicht immer wieder darauf beharrt, denn auf diese Weise verschließt man sich Türen und Möglichkeiten für die Zukunft. Unter Kollegen nennen wir diese Fälle „die Nervensägen“. Wo werden Nervensägen landen? Richtig! Im Papierkorb.

So unglaublich einige dieser Punkte auch erscheinen mögen, ich habe sie alle erlebt, über private Kanäle und bei der Arbeit, und viele von ihnen mehrmals.

Heutzutage werden Kulturmanager im Allgemeinen mit E-Mail-Marketingangeboten überhäuft. Um eine positive Antwort – und in Zukunft vielleicht einen Vertrag – zu erhalten, muss man seine Hausaufgaben machen, perfekt analysieren, an wen man sich wendet und warum man sich an diese Person oder dieses Unternehmen wendet und nicht an ein anderes. Um Tippfehler zu vermeiden, sollte uns jemand korrigieren, da wir unsere eigenen Fehler nie sehen.

Wenn wir uns unsicher sind, sollten wir unbedingt Rat einholen.

Eine verpasste Gelegenheit kann unwiederbringlich sein.

Ein schlechter Eindruck ist oft unauslöschlich.

Es gibt so viel Literatur darüber, wie wir unser dokumentarisches Erscheinungsbild verbessern können. Es sollte nicht so schwierig sein, zumindest diese 10 Fehler zu vermeiden.

Für den interessierten Leser (nur auf Spanisch) füge ich, wie immer, einige Quellen bei, die erklären, wie man E-Mail-Marketing erfolgreich einsetzt und wie man einen attraktiven und wirkungsvollen Lebenslauf schreibt und gestaltet.

 

Damit soll es dann für heute genug sein … Ich danke Ihnen, dass Sie meinen Artikel gelesen haben und wenn Sie Interesse daran haben, dass ich etwas tiefer in das Thema Marketing im Kulturmanagement einsteige, hinterlassen Sie mir bitte einen Kommentar über die üblichen Kanäle.

 

Nicole Martín Medina

Las Palmas de Gran Canaria

April 2024

(Original in Spanisch/ Übersetzung Deepl/ Revision NMM)

 

NOTA:
Dieser Beitrag ist auch auf Spanisch und Englisch verfügbar.

SPANISCH (Original): https://nicolemartinmedina.com/email-marketing-mal-entendido/

ENGLISCH: https://nicolemartinmedina.com/en/misunderstood-email-marketing/

 
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FUSSNOTEN: 

 [1] Für meine Leser, die weniger mit dem Gesetz vertraut sind: Eine Stiftung hat keine Aktionäre oder Gesellschafter, sie ist eine gemeinnützige juristische Person. Es ist absurd, in ihre Aktien investieren zu wollen, da das Grundkapital nicht in Wertpapiere oder Aktien unterteilt ist.

[2] Als ob die Kulturwelt genug Geld hätte, um in Offshore-Unternehmen zu investieren.

[3] Ich übertreibe keineswegs, aber ja, ich habe das konkrete Beispiel geändert, aus Angst, jemand könnte sich darin wiedererkennen.

 

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