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Nicole Martín Medina

Gestora Cultural – Abogada/MBA

Vortag zum 70. Geburtstag

Mein Toni Opa wird 70

1998

Nicole Martín Medina - Vortag zum 70. Geburtstag
Geburtstagsfeier 28/02/1998 - Vortrag
Nicole Martín Medina - Vortag zum 70. Geburtstag
Der Tanz zum Geburtstag mit dem Jubilar

 

Dieser Text scheint mir ein Wink aus einem anderen Leben zu sein, als wäre es nicht wahr gewesen.

Meine Tante Astrid hat dieses Gedicht aus einer alten Truhe meiner Oma heraus gekramt und mir abfotografiert mit den Fotos geschickt.

Es ist ein Ständchen, das einer kleinen Büttenrede ähnelt, und meinem Großvater mütterlicherseits gewidmet.

Wenngleich er Otto hieß, haben wir ihn alle Toni Opa genannt. Warum, das erklärt das Gedicht, das den unzähligen Geburtstagsgedichten meiner Großmutter, Toni, nachempfunden ist. In diesen mussten immer alle lieben Menschen vorkommen und die Charaktermerkmale des Jubilars aufgeführt werden. 

Da ich vor ein paar Wochen mein erstes spanisches Gedicht in den Blog eingestellt habe, hier also der Ausgleich für meine deutschen Leserinnen und Leser. 

Ich hoffe, Sie schmunzeln alle mit mir.

 

Letzt’ bekam ich einen Telefonanruf,

Meine Mutti war’s, mit folgendem Behuf:

„Nicolli, weisst du, in vier Wochen, am 28. Februar …“

– wenn sie Nicolli sagt, dann will sie was, das war mir sofort klar! 

 

„Also, da wird der Opa 70 Jahr’

und ich dachte, du schreibst ihm einen Kommentar.

Naja, ein Gedicht, so wie’s die Oma immer macht,

ein paar lustige Reime, alles ganz leicht – abgemacht?“

 

Ich glaub‘ ich träum‘, das gibt’s doch nicht,

jetzt spricht sie auch noch von Ehrenpflicht!

Eine Versdichtung soll ich formulieren

und sie tut’s als ‚Easy-Going‘ banalisieren.

 

Jetzt steh‘ ich hier, dann muss ich’s halt versuchen,

– nach Oma‘s Rezepten gelingen ja auch die Kuchen.

Also, einfach der Oma nachmachen, dann wird es schon gelingen,

– hat die Mama gesagt –

wenn nicht, im Zweifel kann ich nachher ja noch ein Ständchen singen.

 

Die Oma fängt meist mit der Kindheit an.

Aber von Opa’s Kindheit weiß ich nicht viel, was ich sagen kann.

Mich gibt’s ja auch noch nicht so lange,

Oh Mann, die Sätze reimen sich zwar, aber mir ist immer noch bange.

 

Das Erste was ich vom Opa erfuhr,

er ist der Mann von der Oma und beide teilen sich einen Namen nur.

Ist doch so, immer schon hieß er der Toni-Opa,

obwohl doch Otto und niemals Toni sein Name war.

 

Scheinbar hat ihn das niemals gestört,

jedenfalls hat er auf diesen Ruf immer gehört.

Vom Wesen her gehörte er schon immer zu den ruhigen Zeitgenossen,

-oft sehr still und verschlossen-

sitzt er in riesiger Gestalt beobachtend da,

was er denkt, ist dabei nicht immer feststellbar.

 

Gelegentlich sagt er seine Meinung aber auch laut,

dann erst merkt man, er hat nicht nur zugeschaut.

 

Aber ist’s das, was dem Enkelkind zuerst auffällt? -Nein.

Ich glaub‘, die riesigen Hände sind’s oder das Schnarchen, ach‘, sei’s dahingestellt.

Unter’m Strich ist beides sehr bezeichnend,

aber die Hände, tellergroß, sind wirklich vehement!

 

Ja und schnarchen tut er und das nicht zu knapp,

in allen Lebenslagen, sitzend, stehend, bergauf, bergab,

ein sonorer Ton, zum Leiden der Oma,

er sägt und sägt, das ‚Säuseln‘ ist immer da.

 

Fast scheint es, als betrachte er das Schnarchen als virtuose Gymnastik,

ja, ja, denn als Sänger zeigt er viel Geschick.

Den Chor und die Musik liebt er über alles,

Singen ist keine Frage des Einzelfalles.

 

Da lässt er keine Übung aus:

Exerzieren, Tonleitern, Einsingübungen sind für ihn kein Graus.

Fit bleiben muss der Hals, die Stimmbänder immer in Bewegung,

eben ein formidabler Bass mit Anbetung.

 

Seinem körperlichen Rest begegnet er leider öfter mit Geringschätzung.

Warum? – Sein Fahrgestell bringt er erheblich seltener in Schwingung.

Aber gut, nach dem physikalischen Impulserhaltungsgesetz

werden Schwingungen auch über Körper fortgesetzt.

 

Und so vibriert beim Singen der ganze Mann:

Stolz der Chor, der ihn seinen Mitsänger nennen kann!

Und was ist, wenn er nicht gerade schnarcht und singt?

Dann kümmert er sich im Stall um’s Rind.

 

Die Landwirtschaft ist ihm nämlich sehr wichtig,

überhaupt war er sein Leben lang fleißig und tüchtig.

Für mich wär’ das Agrarwesen ja nichts.

Ich bin da eher ein Mensch vom Amtsgericht,

der in Büchern, Akten und Gesetzen wühlt.

Auch Sebastian sich eher zum Soldaten als Bauern berufen fühlt.

 

Aber zum Glück für unseren Jubilar,

war ja noch ein drittes Enkelkind da.

Denn auch der Jörg der Natur sehr verbunden ist,

ihm war nichts zu viel, melken, füttern, Mist

– und was sonst noch so angefallen ist.

 

Die zwei konnten gut zusammenarbeiten

und sich teilweise auf ihren Wegen begleiten.

 

Vielleicht sollte aber auch noch Erwähnung finden,

drei hübsche Töchter sich um den Opa herum befinden.

Und die Krone von seinem Drei-Mädel-Haus:

die Oma: die ihn bekocht mit Gaumenschmaus.

 

Denn den lässt er sich besonders gerne munden,

an Kalorientabellen fühlt er sich nun wahrlich nicht gebunden.

Ob Schlachtessen, Schokotorte oder kaltes Büfett,

der Opa ist ein Leckermaul, Feinschmecker und Gourmet.

 

Ja, so gingen dann die Jahre in’s Land.

Mal glücklich, mal traurig, bedeutungslos, signifikant.

70 Jahre sind es nun, insgesamt,

manche Erinnerung wird eingerahmt,

andere lieber nicht mehr heraus gekramt.

 

Es ist wie’s ist: jeder geht seinen eigenen Weg.

Das ist manchmal Bürde, manchmal Privileg.

Ich glaube, der Opa hat seinen gut gemeistert.

Anlässlich dessen und des heutigen Freudentages applaudieren wir alle begeistert.

 

So, Mama, jetzt hab‘ ich seitenlang Worte und Sätze aneinander gereimt.

– so sollte es doch sein??

Jetzt komm mal vor und lass uns vereint,

ein Geburtstagsständchen anstimmen

und dem Opa ein ‚Happy Birthday to you’ singen.

 

Vortrag zum 70. Geburtstag/ Gedicht
Mein Toni Opa und meine Mama (1975)

 

Nicole Martín Medina

Las Palmas de Gran Canaria,

November 2024

damals noch: Nachname Klipper – Büdingen-Orleshausen 

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